Der Subaru WRX STI ist wahrlich etwas Besonderes und vielleicht sogar die letzte Antwort auf den digitalen Autowahnsinn unserer Zeit. Das neueste alte Sportauto auf dem Markt fällt dabei kräftig aus der Rolle – was nicht nur am übertriebenen Heckgeflügel liegt. Die Lenkunterstützung arbeitet noch mit Öl, geschaltet wird ausschließlich per Hand und das maximale Drehmoment von 407 Newtonmeter wird erst sehr spät ab Drehzahl 4.000 abgegeben. Ach, und das 300 PS starke Boxerherz lässt sich nicht mit der neuen Abgasnorm Euro 6 d-temp vereinen, was für Europa ab Ende 2018 bedeutet: Sayonara, watashi no tomodachi – oder so ähnlich.
Sayonara, alter Freund
Der alte Freund, der bald in die ewigen Jagdgründe eingehen wird, er wird uns fehlen. Verkörpert der allradgetriebene WRX STI doch all das, was wir am Autofahren so lieben. Er ist weder weichgespült noch aufgesetzt, hat Ecken und Kanten und ist dabei ein durchaus praktisches Auto geblieben. Nein, gut gedämmt ist er derweil nicht, sein Kofferraum ist mit einer Art Karton ausgelegt und der Innenraum lässt sich mit dem Hochdruckreiniger von groben Verunreinigungen befreien. Der Japaner will es nicht jedem recht machen, ist bestens verarbeitet aber nicht übertrieben schick im Sinne eines modernen Hot Hatch.
Das muss er auch nicht, denn was wir sehen und alltäglich anfassen gefällt uns trotzdem. Das Lederlenkrad und der Lederschaltknauf beispielsweise oder die gut passenden Recaro Sportsitze. Auf die, zwar gut arbeitende, Navigationseinheit mit ihrer gruseligen Kartendarstellung hätten wir indes verzichten können, obwohl die angeschlossene Harman Kardon Anlage gut zu tönen weiß. Viel wichtiger ist ohnehin wie sich der WRX STI fahren lässt und ohne Überschwang können wir vorwegnehmen: Er fährt sich verdammt gut und ziemlich ehrlich!
In Kurven oben auf
Wenngleich seine 300 japanischen Pferde auf der langen Geraden etwas angestrengt wirken, in engen Kurven gibt es keinen Zweifel daran wer hier der König der Straßen ist. Spätestens wenn der Asphalt schlechter und die Streckenführung unübersichtlicher wird ist der Subaru WRX oben auf, schnupft die GTI-Fraktion mit einem müden Lächeln und treibt die SUV-Horde vor sich her. Der 2,5-Liter-Boxermotor verlangt dabei allerdings nach einer kundigen Hand und muss stets auf Touren gehalten werden um nicht in den großen Drehzahlkeller zu rutschen.
Wedelst du in modernen Kompaktwagen mit einem Fingerzeig durch die Schikane, bedarf es im WRX STI zwei ganze Hände und viel, sehr viel Lenkarbeit. Die Vorderachse zappelt, die Lenkung zieht, die Antriebskräfte wirken – und das zu jeder Zeit. Der echte Kontakt zwischen Fahrer und Straße war den Konstrukteuren wichtig und wird nicht nur durch die Lenkung, sondern auch durch das fein abgestimmte Sportfahrwerk vermittelt. Im Zusammenspiel mit dem Subaru Symmetrical AWD ergibt sich ein derart intensives und dichtes Fahrgefühl, dass wir bereits auf dem täglichen Weg in die Arbeit nach Schotterpisten und Waldwegen für unsere ganz persönliche Rallye Stage Ausschau halten.
WRX STI mit sperrbarem Differential
Für die schnelle Hatz im Hinterland, abgesperrte Waldwege oder bei winterlichen Straßenverhältnissen bietet es sich an mit dem Subaru SI-Drive und dem Multi-Mode DCCD (Driver’s Control Centre Differential) zu arbeiten. Verändert man mit dem SI-Drehknopf vordergründig die Gasannahme, geht es mit dem DCCD schon etwas tiefer in die Materie – lässt sich hiermit das Mittendifferential des WRX STI einstellen. Im voreingestellten Auto-Modus regelt die Elektronik selbstständig, Auto (-) gibt mehr Leistung an die Hinterräder, Auto (+) verbessert die Traktion durch mehr Power an die Vorderräder.
Wer weiß was er da tut kann im manuellen Modus das Differential auch in sechs Stufen nach seinem persönlichen Gusto einstellen und sperren. Freilich kann der WRX STI auch ordentlich verzögern. Die Brembo Anlage ist gut dosierbar und zeigt auch nach oftmaligem Bremsen aus hohen Geschwindigkeiten keine Ermüdungserscheinung. Bei so viel Sportlichkeit stellt sich natürlich auch die Frage nach der Alltagstauglichkeit, die wir mit ein paar Abstrichen auf jeden Fall bejahen würden. Die eingangs erwähnte Geräuschkulisse ist sicherlich ein kleiner Minuspunkt, doch sollte man vor allem die Trinkgewohnheiten des WRX STI beachten. Unter zehn Liter Super Plus ist es kaum möglich den Subaru zu bewegen – real sind eher 12-14 Liter.
Fazit
So ungefiltert, echt und lebendig sind wir schon lange kein Auto mehr gefahren. Der Subaru WRX STI begeistert auf ganzer Linie und insbesondere durch die Kombination: Boxer, Allrad und Schaltgetriebe. Ein solches Auto wird es wahrscheinlich nicht mehr geben, außer die Japaner selbst zaubern einen entsprechenden Nachfolger aus dem Hut. Wer auf der Suche nach einem Spaßauto mit erhöhten Kurvenqualitäten ist – der Subaru WRX STI ist mehr als ein Geheimtipp!
Bilder: Subaru