Es gibt Stimmen in den unendlichen Tiefen des Internets, die behaupten, dass echte Männer keinen Ford Fiesta ST fahren. Sie belächeln den kleinsten Emporkömmling aus der Ford Performance Abteilung und verstehen: nichts! Denn dieser Wagen, er ist besser als manch ausgewachsener Sportwagen. Er kostet obendrein viel (viel) weniger und zaubert dir bereits beim ersten Druck auf den Startknopf ein Lächeln ins Gesicht. Er ist, trotz seines 1,5-Liter-Dreizylinders, ein herrlich unkonventionelles Auto geblieben. Wie sein Vorgänger auch, leistet der Fiesta ST stramme 200 PS, hat allerdings bei der Drehmomententfaltung deutlich die Nase vorn.
Kraftpaket mit 200 PS und 290 Nm Drehmoment
Bereits ab 1.600 U/min liegen die vollen 290 Newtonmeter Drehmoment an. Klingt heutzutage nach wenig, ist bei einem Leergewicht von knapp unter 1.200 Kilogramm aber ordentlich. Aus dem Stand vergehen daher auch nur 6,5 Sekunden, bis der Fiesta ST Tempo 100 erreicht. Höchstgeschwindigkeit? 232 Stundenkilometer! Ausreichend für einen Flitzer, bei dem so mancher Beifahrer bereits unterhalb der Warpgeschwindigkeit kalte Füße bekommt. Sein quirliges Wesen ist eben nicht für jedermann geeignet und vor allem städtische Kreisverkehre können zur Belastungsprobe werden – für den Menschen, nicht für die Maschine.
Um den Kreisverkehr mit nur drei Rädern
Denn wer dem kleinen Ford Fiesta ST ordentlich die Sporen gibt, hart am Gas hängt und daneben etwas Sinn und Verstand walten lässt, der knallt um den Kreisel mit nur drei anhaftenden Rädern. Das fühlt sich im ersten – und auch im zweiten – Moment etwas komisch an, treibt aber zumindest dem Fahrer wieder (oder immer noch?) das Lächeln ins Gesicht. Im serienmäßigen Recaro-Gestühl neben uns wird es derweil immer ruhiger. Es beginnt die Suche nach dem Nothaltegriff und irgendwie fehlt das Vertrauen des Mitreisenden, dass der Fiesta aus diesen Nummern wieder heil herauskommt.
Kommt er aber. Ganz bestimmt. Ford wäre schließlich nicht Ford, würden sie dem Kapitel Fahrsicherheit nicht ein Höchstmaß an Relevanz zukommen lassen. Und so lässt sich der Fiesta ST im normalen Alltagsverkehr auch ganz human bewegen. So, dass man selbst die Schwiegermutter zum Friseurtermin bugsieren kann, ohne dass ihr schon zuvor die Haare zu Berge stehen. Wer hingegen lieber als Alleinunterhalter unterwegs ist und sich ganz auf seine Hausstrecke konzentrieren will, der wird mit Sicherheit schnell Gefallen finden, am mechanischen Sperrdifferenzial und der Torque-Vectoring-Fahrdynamikregelung des Ford Fiesta ST.
Noch mit mechanischer Handbremse
Letzteres liest sich etwas ungalant, ist aber im Grunde eine zusätzliche elektronische Sperre, die im Bedarfsfall mittels Bremseingriff am kurveninneren Rad dem Untersteuern des Fahrzeugs entgegenwirken soll. Das klappt in der Regel und bei trockener Fahrbahn auch recht ordentlich, bei Nässe lässt sich das bauartbedingte Schieben über die Vorderräder indes nicht wegdiskutieren. Macht aber wenig, denn selbst im späten Grenzbereich (und darüber hinaus) lässt sich der Fiesta ST schnell wieder auf Kurs bringen. Und sei es nur durch die weiterhin mechanische Handbremse, die wir bei vielen Konkurrenten so schmerzlich vermissen.
Mit SNYC3 kann der Fiesta auch ein wenig Konnektivität
Der neue Ford Fiesta ST ist für uns in der Tat so etwas wie ein Gegenpol. Ein Fels in der Brandung gegen die immer neuen Lifestyle-Kompaktwagen mit ihren Sportlabels und dem ganzen Media-Chichi, das, sind wir Mal ehrlich, in einem Auto eigentlich überhaupt niemand braucht. Freilich: Konnektivität kann der Ford dank SYNC 3 auch, aber er stellt das Digitale nicht vor das Analoge – der Mittelpunkt bleibt das Fahren als solches.
Das merkt man auch in Sachen Assistenzsysteme. Derzeit ist der Fiesta ST nämlich nicht mit allen Helferlein bestellbar, die im normalen Fiesta zu erwerben sind. Wohlüberlegte Askese oder doch nur eine Frage der Zeit? Wir für unseren Teil haben zumindest keinen Abstandsregeltempomaten vermisst. Der Spurhalteassistent ist leider serienmäßig mit von der Partie und kann wohl vieles, aber leider eben nicht die Spur halten. Als recht sinnvoll erachten wir da schon eher den gut funktionierenden Totwinkelwarner und die Rückfahrkamera.
Beheizte Frontscheibe nervt bei Dunkelheit
Wer alle Jahre wieder mit Schnee und Kälte zu kämpfen hat, der sollte auf jeden Fall einen Blick auf das Winter-Paket des Ford Fiesta ST werfen. Sitzheizung, Lenkradheizung und eine Frontscheibenheizung sorgen schnell für warme Gedanken. Die beheizte Frontscheibe ist es leider auch, die ein wenig Kritik aushalten muss. Da die Heizdrähte durchaus sichtbar über die gesamte Windschutzscheibe laufen, werden Lichtquellen, zum Beispiel von entgegenkommenden Fahrzeugen, ungünstig gestreut.
Fazit
Das Ende vom Lied: Wer einen echten Kompaktsportler sucht, einen, mit dem er sowohl in die Stadt fahren, als auch am Wochenende Spaß haben kann, der ist mit einem Ford Fiesta ST bestens bedient. Sein Preis ist heiß, die Serienausstattung geht mehr als in Ordnung und die Aufpreisliste ist schlank gehalten. Bequem und leise können andere – der Fiesta bietet vor allem: Fahrspaß pur!
Bilder: Ford