Gefühlt seit gut 10 Jahren nimmt der Sturm gegen den Verbrennungsmotor nur noch zu. Die Gründe dafür mögen teilweise politisch motiviert, teilweise hausgemacht sein. Doch das, was momentan im Superwahljahr 2021 passiert, geht erstens zu weit, ist zweitens substanzlos und drittens vollkommen deplatziert.
Wir tüfteln jetzt seit deutlich mehr als einem Jahrhundert am Verbrennungsmotor im Automobil herum. Haben Verbrauchswunder und Spritschleudern konstruiert, weltweit ein Versorgungsnetz etabliert, das besser kaum sein könnte und sind mit der Entwicklung noch lange nicht am Ende. Im Gegenteil: Die interessanteste Phase fängt gerade erst an.
Die interessanteste Phase des Verbrenners
Trotzdem gibt es Gruppen, die etwas dagegen haben. Sei es, weil sie einfach pauschal einmal im Jahr gegen irgendetwas sein wollen. Oder einfach dagegen sein müssen. Sei es, weil sie tatsächlich handfeste Begründungen haben, die ihre Ansicht stützen. Beides muss man in einer zivilisierten Welt wie der Unseren akzeptieren. Nur mit Letzteren kann man ernsthaft umgehen. Auch ich als handfester Benzinverfechter kann an manchen Verbrennereigenschaften wenig Gutes finden. Lautstärke und Emissionen sind etwas, was gerade innerstädtisch sehr stören kann. Der einfache Verbrauch von endlichen Ressourcen (was weg ist ist weg) ist durchaus zu kritisieren. Und das müsste wahrscheinlich, hätte man sich mal ein wenig früher um das Thema gekümmert, heutzutage gar nicht mehr sein.
Doch deshalb alles auf Eis legen? Euro-7, ein Verkaufsverbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2030? Muss das sein?
Das hier soll keine Abwägung zwischen “neuen”, alternativen Antrieben und dem Verbrenner sein. Jede Antriebsform hat ihre Daseinsberechtigung. Der rein elektrische Antrieb genauso wie der mit Unterstützung von Wasserstoff. Aber eben auch der Verbrenner von (noch) fossilen Brennstoffen. Wären wir nicht kurzsichtig, wenn wir sämtliche Errungenschaften, die wir uns mühsam über Jahrzehnte aufgebaut haben, mit einer Entscheidung über Bord werfen würden?
Von Desinteresse und Desinformation
Auf das Thema gebracht hat mich ausgerechnet das Wahlprogramm der Bundespartei “Bündnis90/Die Grünen”. Dort ist Folgendes zu lesen:
“Die Vorstellung, alte fossile Technologien wie Verbrennungsmotoren mit Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen zu betreiben, ist bestenfalls eine Illusion, schlimmstenfalls eine Verzögerungstaktik.”
Wie der Verfasser der vorstehenden Zeilen darauf kommt, dass der Verbrennungsmotor eine “fossile” Technologie sei und dass sein Betrieb mit anderen als fossilen Brennstoffen eine Illusion sein soll, bleibt der Text schuldig. Als “Begründung” folgt lediglich: Die Herstellung von Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen sei eben sehr energieintensiv.
Das ist die Herstellung eines Wasserstoff- oder Elektroautos und dessen Batterien sicher auch. Deren Batterien bedürfen darüber hinaus nach einem gewissen Zeitraum des Austauschs. E-Autos werden nach Vorstellung “Der Grünen” für einen womöglich noch für Jahrzehnte fahrtüchtigen Verbrenner eingetauscht, der dann direkt in die Schrottpresse wandert. Und was, wenn er irgendwo anders auf der Welt ein “zweites Leben” beginnt? Dann ist ihr ja wohl auch nicht geholfen.
Was Recht ist, ist auch verhältnismäßig?
“Gute” Ideen für ein besseres Klima mittels Verboten und Drangsalierungen durchzusetzen klingt widersprüchlich? Ist es auch. Keiner hat je behauptet, dass Klimaschutz nicht sinnvoll wäre und nichts kosten dürfe. Aber es muss doch bitte verhältnismäßig sein. Wie übrigens alles, was der Staat gegenüber seinen Bürgern auf irgendeine Art und Weise durchsetzen will. Und verhältnismäßig wäre ein Verbot jedes neuen Verbrennungsmotors zum Jahr 2030 (oder noch früher) ganz sicher nicht.
Das fängt schon damit an, dass Deutschland und die EU nunmal nicht der Nabel der Welt sind. Natürlich muss “irgendeiner mal anfangen”. Doch wenn irgendeiner in der Weltpolitik mal in allen Bereichen damit anfangen würde, klug und weitsichtig zu handeln, wäre vielen schon eher geholfen. Einen maßgeblichen Teil (nicht nur deutscher) Industrie durch ein Verkaufsverbot faktisch lahmzulegen, gehört jedenfalls nicht dazu. Weil es am “Problem” nichts ändern wird. Das wird bereits daran deutlich, dass der Autoverkehr den Großteil der für den Klimawandel wohl verantwortlichen Emissionen jedenfalls nicht maßgeblich beschleunigt. Das beweisen jährliche Studien in aller Regelmäßigkeit – und “Corona” zuletzt ebenfalls.
Doch man hat sich als Autofahrer mittlerweile damit abgefunden, eben der Buhmann zu sein. Und nicht etwa Verantwortliche von Reedereien, Betreiber von Kohlekraftwerken oder anderer “verbrennender” Industriezweige. Okay.
Von der Fähigkeit, Chancen zu vergeben
Das Thema synthetische Kraftstoffe aber mit einem Satz wegzubügeln, ist so kurzsichtig wie dumm. Mit einem synthetischen Kraftstoff, an dem einige Hersteller bereits arbeiten, könnten viele der uns eingeredeten, ja quasi aufgedrängten “Probleme” mit einem Schlag gelöst werden. Er könnte auch bei älteren Verbrennungsmotoren eingesetzt werden. Doch diese Chance möchte man offensichtlich nicht nur nicht sehen. Man möchte sie leichtfertig vergeben.
Emissionen würden reduziert, die Verwendung von Rohöl, je nach Kraftstoff, ebenso. Unser Tankstellennetz könnte weiter bestehen bleiben. Lieferketten und Arbeitsplätze würden erhalten, private Verbraucher müssten nicht immer stärker belastet geschweige denn in den so großartig funktionierenden Öffentlichen Personennahverkehr gedrängt werden. Aber alles: Egal. Weil? Energieintensiv. Besser alles elektrisch machen.
Diese gänzlich platte, unreflektierte, kurzsichtige und davon abgesehen auch extrem kostenintensive Argumentationsweise passt zu “Den Grünen”. Ihre Ideologie und die darauf basierenden Ideen sind so gut. Sie sind so bahnbrechend, dass sie mit Verboten, zusätzlichen (Steuer-)Belastungen und gesetzlichen Überobligationen für den Einzelnen durchgesetzt werden müssen.
Das ist nicht nur beim Thema Automobil so. “Die Grünen” haben sich im Laufe der Jahre ihre ganz eigene Welt, ihre ganz eigene Blase zurechtgezimmert. Und locken nun mit frischem Grün und einer im ersten Mitgliedsjahr unbelasteten Seele jeden gefrusteten Ex-Schwarz-Wähler, um ihm dann hinterrücks alle Mittel und Freiheiten zu entziehen, wofür er die letzten 30 Jahre hart gearbeitet hat. Ob Lebensmittel, Elektrogeräte, Bildung, Einwanderung, das Klima sowieso. Alles wird durchreguliert, auf jeden Verstoß müssen zwangsläufig Strafsteuern anfallen. Jeder, der nur ein bisschen freiheitlich denkt, sollte das besagte Wahlprogramm zumindest einmal anlesen, bevor er im September sein Kreuzchen setzt.
Bild: Archiv